g e d a n k e n F R E I H E I T

 

 

Bildung ist in unserer Gesellschaft ein Gegenstand für die Frage nach Teilhabegerechtigkeit geworden. Kulturelle Bildung meint in diesem Sinne zunächst nicht einfach die additive Aufzählung kulturbezogener Handlungsweisen, Fertigkeiten oder Haltungen. Sie meint vielmehr die Fähigkeit zur Teilhabe am kulturellen Leben der Gesellschaft. Als solche ist sie ein Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung, ein Aspekt der Fähigkeit des Individuums zur gesellschaftlichen und politischen Partizipation und ein Aspekt seiner Lebensgestaltung. 

In der Auseinandersetzung mit kulturellen Traditionen und Entwicklungen und mit traditionellen Künsten ist kulturelle Bildung auch ein Aspekt der gesellschaftlichen Enkulturation des Individuums. Arts education als education in the arts and through the arts. Warum das wichtig ist? Weil die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur ein Mittel zur Entfaltung von Subjektivität ist - Voraussetzung zur Gestaltung einer freiheitlichen Gesellschaft.

Verfehlt wäre es also, bei dem Ansatz, kulturelle Bildung ausschließlich als Gegenstand der Frage nach gesellschaftlicher Teilhabegerechtigkeit zu betrachten, einfach stehen zu bleiben. Kulturelle Bildung steht - wie Bildung überhaupt - im Kontext der Entwicklung des Subjekts in seiner Selbstbestimmungsfähigkeit und damit im Kontext seiner Selbstwerdung als Person. Mut, Wille, Selbsttätigkeit und Mühe sind der berühmten Kantschen Maxime nach dazu unerlässlich.

Bei allem Bemühen, gesellschaftliche Teilhabegerechtigkeit über kulturelle Bildung zu erwirken, darf dies also nicht zum Ausverkauf von Kultur und Bildung führen. "Ja" zur Demokratisierung der Kultur und des Kulturbetriebs, der Bildung und des Bildungswesens, "Nein" zur Sozialpolitisierung von Kultur und Bildung.

Was bedeutet das? Die vielmals dem Ökonomisierungsdruck der Konzerthäuser, Theater, Museen und Kulturinitiativen geschuldeten Maßnahmen erwecken bisweilen den Eindruck, dass Kunst und Kultur billig zu haben seien - in doppelter Weise: hinsichtlich der Eintrittspreise und hinsichtlich des Zugangs zu Kunstwerken überhaupt. Aber die vielfältigen museums-, musik- und theaterpädagogischen Lightversionen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kunst- und Kulturwerke der Menschheitsgeschichte niemals preiswert zu haben sind. Jeder Versuch in diese Richtung würde nur ihrer Banalisierung Vorschub leisten. Wer einen Zugang finden will, muss Zeit, Geduld, Mühe, Verfeinerung des Wissens und der Sinne aufbieten. Und dies anzuerkennen, bedeutet längst noch nicht, für einen - von mir stets abgelehnten - kulturellen Elitarismus einzutreten.