g e d a n k e n F R E I H E I T

 

 

Klar, Bildungswissenschaft befasst sich mit Fragen der Bildung. Was aber ist Bildung? Im Laufe der Zeit hat es diverse Versuche gegeben, das zu definieren: Bildung sei spezifisches Wissen und Können bezogen auf vorher bestimmte Inhalte, z.B. auf einen sogenannten Bildungskanon; Bildung lasse sich an erlangten Zertifikaten und Abschlüssen messen; Bildung zeige sich an bestimmten Kompetenzen, die in einer Bildungslaufbahn erworben worden seien; Bildung sei die Fähigkeit zur Teilhabe an Gesellschaft, Politik und Kultur.

Die in meinen Augen kürzeste und stichhaltigste Formel lautet: Bildung ist Mündigkeit. Frei nach den Maximen der großen Humanisten, Aufklärer und Neuhumanisten. Gebildet ist, wer fähig und bereit ist, selbsttätig und selbstbestimmt, das heißt autonom und mündig für sich, für die Mitwelt (für andere, in der Gesellschaft) und für die Umwelt Verantwortung zu übernehmen.

Das hört sich einfach an, impliziert aber viel. Es ist Aufgabe der Bildungswissenschaft, darüber nachzudenken und Konzepte zu entwickeln, wie Lehren und Lernen in allen Bereichen des Bildungswesens so gestaltet werden können, dass sie möglichst optimal der Verwirklichung dieser Bildungsidee dienen. Es geht darum, die Bildungsinstitutionen (die nicht nur Institutionen in der Gesellschaft, sondern auch der Gesellschaft und für die Gesellschaft sind) so zu organisieren, dass die Erfüllung ihrer gesellschaftlichen Qualifikations-, Selektions- und Integrationsfunktion nicht zum dominierenden Faktor ihres Wirkens wird, sondern das Mündigwerden des Einzelnen fördert und unterstützt.